Von einem, der Gold suchte und ganz andere Schätze fand.
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Goldgräberstimmung in Finnland. Ja, in Finnland und nicht Nordamerika. 1930 macht ein Gerücht die Runde, in Lappland gebe es Gold. Der 27-jährige Jaakko Isola macht sich aus seinem finnischen Heimatort mit anderen auf den Weg in den eisigen Norden. Er trotzt der Kälte und den Eisstürmen und sucht nach Gold. Tage vergehen, Wochen, Jahre. Jaakko Isola findet kein einziges Nugget.
Mit den anderen lebt er in einer Art Kommune, in der sie alles teilen: Hütte, Essen, Geschichten. Jaakko ist glücklich. Irgendwann geht die Gruppe auseinander, alle ziehen zurück nach Hause, nur Jaakko bleibt. Er fühlt sich wohl in der Einsamkeit, in der Natur, im einfachen Leben.
Eines Tages stößt er beim Ackern auf etwas Ungewöhnliches: ein Stein? Nein, es ist Gold! Isola gräbt weiter, noch mehr Gold! Insgesamt werden es 17 Kilogramm. Was tun mit dem plötzlichen Reichtum? Jaakko Isola entscheidet sich, das ganze Gold zu vergraben, irgendwo in der Nähe seiner Hütte. Wofür braucht er Gold, wenn er alles hat, um glücklich zu sein? Er vergisst den Schatz im Acker und lebt sein Leben weiter. 1978 stirbt Isola. Aber sein Geheimnis bleibt nicht lange geheim. Goldgräber kommen und lassen keinen Stein auf dem andern. Vergeblich. Der Schatz wird nie gefunden. Der Legende nach hütet bis heute ein weißes Rentier den Goldschatz von Jaakko Isola.
Was ist mein Schatz? Wofür würde ich alles stehen und liegen lassen wie damals der junge Jaako Isola und ein ganz neues Leben beginnen? Und wäre es das dann wirklich? Wie kann ich sicher wissen, was "mein Schatz" ist, woran mein Herz hängt, was meine Seele wirklich berührt?
Geschichten wie die von Jaakko Isola wecken in mir die Sehnsucht, mich auf die Suche zu machen. Umwege in Kauf zu nehmen. Dem Abenteuer zu folgen, alles zu geben für den Goldrausch, Haus und Beruf verlassen und einem Versprechen folgen. Jaako Isola findet ja sogar mehrere Schätze, oder: peu à peu seinen Schatz. Er spürt, dass nicht das Gold ihn reich macht, sondern zunächst die Gemeinschaft mit anderen, das einfache Leben. Als sich das verändert, kann er loslassen und findet schließlich, was ihn glücklich macht, reich macht, seine Sehnsucht stillt: Ein Leben in Einklang mit sich und der Natur. Er hält daran fest, auch als er dann doch noch Gold findet. Aber das ist so unwichtig geworden wie ein Klumpen Dreck.
Ein bisschen weiß ich ja schon, was mein Schatz ist. Und solche Geschichten erinnern mich einfach daran, diesen Schatz nicht aufzugeben: draußen sein, allein, in der Stille, im Einklang mit der Schöpfung. Momente im Einklang mit mir sind zuweilen auch Augenblicke im Einklang mit Gott.
Solche Momente sind Fundstücke, am Wochenende, im Urlaub, am Strand, im Wald. Wenn die Welt leicht ist. Solche Momente kommen unverhofft, sie fliegen mir zu. Dann ist es wichtig, sie wahrzunehmen und in mir aufzunehmen.
Ich kann sie aber auch suchen. So wie sich einige Menschen nach dem Einkaufsbummel bewusst in eine Kirche setzen und einfach für sich sind. Andere gehen wandern, raus in den Wald, in die Berge. Manche machen Yoga oder sind eine Woche zum Schweigen im Kloster.
Für mich ist zum Schatz geworden, dass ich mir meine Zeit für mich und mit Gott einplane im Alltag. Morgens eine halbe Stunde in der Stille sitzen, einatmen, ausatmen, bewusst da sein, die Gedanken loslassen und Platz schaffen in mir.
Loslassen...vielleicht auch von einer fixen Idee, das und das müsste es jetzt sein, das ist der Goldschatz. Offen bleiben für die Schätze, von denen ich noch nichts ahnen kann.
Es gilt das gesprochene Wort.
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