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Rizinus-Strauch
Unverwüstlich wie Gottes Gnade
09.07.2025 06:20

Jede und jeder hat eine zweite Chance verdient. Das zeigt ein Strauch in einer biblischen Geschichte.

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Im Sommer, wenn es grünt und blüht, scheinen die Pflanzen auf ihre Weise den Schöpfer zu loben und zu feiern. Einmal hat nach biblischer Überlieferung ein Rizinus-Strauch über das Lob hinaus an einer recht komplizierten göttlichen Botschaft Anteil gehabt.

Dieser Strauch wächst im Orient üppig, kann innerhalb eines Jahres drei Meter hoch werden. Kleine Verletzungen führen dazu, dass der Strauch schnell wieder in sich zusammenfällt, um im kommenden Jahr erneut auszutreiben. Eine imposante Erscheinung mit großen flächigen Blättern. Es ist eine Wohltat, im Schatten eines Rizinus auszuruhen und der stechenden Sommerhitze zu entkommen.

So erging es auch Jona, dem Propheten wider Willen. Schlechtgelaunt hat er sich zurückgezogen, schmollend eine Hütte gebaut. Gerade hat er eine Gerichtsbotschaft überbracht. Die Menschen in der Großstadt Ninive sollten wissen: Sie seien böse. Gott würde die Stadt untergehen lassen.

Diese Botschaft zu überbringen, hatte sich Jona zunächst verweigert. Er floh, so weit er konnte, über das Meer. Ein Sturm kommt, Jona landet im Wasser. Ein großer Fisch verschluckt ihn und spuckt ihn sicher am Ufer aus. Es gibt kein Entkommen für den Prophetendienstverweigerer Jona. Also fügt er sich und nimmt allen Mut zusammen für die Gerichtspredigt auf den Plätzen von Ninive.

Doch zum Schlimmsten kommt es nicht. Die Menschen erkennen ihr Unrecht, und sie kehren um. Alle. Und das rührt Gott an. Er hält nicht fest an Zorn und Strafe. Auch Ninive hat eine zweite Chance verdient. Gnade vor Recht. Eigentlich ein Happy End. Doch nicht für Jona. Gott hatte ihn in seinen Dienst gezwungen, er hatte Leib und Leben riskiert – und jetzt nichts und wieder nichts?

Jona schaut auf die Silhouette der großen Stadt und schmollt vor seiner Hütte. Nur der Schatten eines Rizinus heitert ihn ein wenig auf. Am nächsten Tag ist die Pflanze aber schon verkümmert. Auch das noch. Jona kann nicht mehr.

Da öffnet Gott dem Jona die Augen. "Dein Herz hängt an diesem Busch, verständlich. Verstehst du jetzt, wie sehr mir Ninive am Herzen lag, die Menschen und die Tiere? Wenn sie sich von Herzen bekehren, dann will auch ich umkehren und sie sollen leben." Am Rizinus zeigt Gott, was Gnade meint. Gnade vor Recht.

Wie gut, dass Rizinuspflanzen im nächsten Jahr neu austreiben. Gottes Güte ist unverwüstlich, offenbar, und jeden Morgen neu.

Es gilt das gesprochene Wort.

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