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Beim Nachdenken über das Apfelwunder in meinem Garten fiel mir dann ein, dass im vergangenen Jahr jemand, der sich besser mit Apfelbäumen auskennt als ich, den Baum ausgeschnitten hat. Ich war nicht begeistert gewesen. All die malerisch verschlungenen Zweige waren weg und der Baum sah im Ganzen aus, als hätte er einen etwas brachialen Friseurbesuch hinter sich. „Das wird schon, du wirst sehen“ tröstete man mich. Und siehe, jetzt ist es geworden. Zu viele alte Zweige nehmen dem Baum seine Kraft für Früchte. So einfach ist das bei Bäumen. „Verjüngungsschnitt“ nennt man so eine Maßnahme.
Zuhause habe ich die schönen großen Äpfel zu Mus gekocht. Das Schälen war ein Vergnügen, aber ein bisschen Zeit zum Nachdenken hatte ich dabei trotzdem. Ich dachte an den Baum und seine Früchte und an Jesus, der auch gerne über Bäume nachgedacht hat. Zwar über Feigenbäume, aber Frucht wollten die auch nicht recht bringen. „Lass ihn noch dies Jahr, vielleicht bringt er doch noch Frucht“, das ist die Herangehensweise von Jesus. Und damit ist nichts Gärtnerisches gemeint, sondern die Weise, wie wir unser Leben fruchtbringend gestalten.
Ein Verjüngungsschnitt ist eine brachiale Maßnahme. Und ob ich sie auf mich und mein Leben anwenden möchte, weiß ich nicht so recht. Nach dem Ausholzen und Wegschneiden liegt ja schließlich eine ganze Menge Holz unter dem Baum am Boden. Und mindestens ein Jahr Geduld, auf das Ergebnis zu warten, braucht man auch noch. Außerdem mahnen erfahrene Gärtner sofort zu weiteren Erhaltungsschnitten, damit sich das Ganze nicht gleich wieder auswächst. Wenn ich dieses Jahr nicht schon das Ergebnis eines Verjüngungsschnitts gesehen hätte, wäre ich mit der Übertragung auf mein Leben noch vorsichtiger. Aber so? Das wäre doch was: Alte, verschlungene Zweige abschneiden, um wieder Licht und Luft in die eigene Krone zu kriegen. Und sehen, wie das Frucht bringt.
Es gilt das gesprochene Wort.