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Die Sendung zum Nachlesen:
Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Das sagt Jesus in der Bergpredigt. (Matthäus 6, 21) Und ich frage mich: Wo ist denn mein Herz die meiste Zeit? Wo geht meine Energie hin? Was ist mir wirklich wichtig? Ich finde es gar nicht so einfach, darauf Antwort zu geben. So vieles mache ich ja aus Pflicht und Gewohnheit. Die Kräfte verläppern sich im Alltag.
Manchmal allerdings gibt es Momente, in denen sich die gesamte Aufmerksamkeit auf ein einziges Ziel konzentriert. Es muss nur etwas abhanden kommen, was ich unbedingt brauche. Der Hausschlüssel zum Beispiel. Wenn ich merke, dass er mir fehlt, tritt alles andere in den Hintergrund. Wie ein Magnet zieht das fehlende Ding meine Energie an sich und bringt mich auf Trab. Da wird keine Mühe gescheut, jede Tasche abgetastet, jede Schublade durchforstet, sogar das Klavier von der Wand gerückt. Und wenn sich der Schlüssel nicht findet, wo er vernünftigerweise sein könnte, suche ich unvernünftig weiter: im Papierkorb, im Kühlschrank – nichts scheint unmöglich. Fieberhaft arbeitet das Gehirn: Wo bin ich gewesen? Was habe ich gemacht? Und so stehen auf einmal die vergangenen, achtlos verbrachten Stunden messerscharf im Bewusstsein und schmerzlich brennen darin die Erinnerungslöcher, die zahlreichen Momente der Unaufmerksamkeit.
Jetzt ist Hilfe erwünscht, jedes Auge, das mitsucht, hoch willkommen. Und wenn ich mich gestern noch über die Schwägerin geärgert habe, jetzt falle ich ihr um den Hals und bin dankbar, dass sie so pingelig ist und den Schlüssel in dem Papierberg findet, unter dem ich schon dreimal nachgesehen habe. Der Aufruhr legt sich.
In Erinnerung bleibt das Suchenmüssen als etwas Unangenehmes. Aber es ist doch bemerkenswert, welche Kraft im Fehlenden steckt und wie es mich anspornt. Wenn ich etwas vermisse, was ich unbedingt brauche, dann reißt mich das aus dem Nebelschleier der Alltäglichkeit, macht mich wach und ich bin dankbar für alle, die mir beim Suchen helfen.
Was ist mir wirklich wichtig? Woran hängt mein Herz? Wie wäre es, wenn mein Herz nun nicht hinge an etwas, was da ist, sondern an etwas, das ich suchen muss?
Was nicht da ist und sich doch suchen und sogar finden lässt, davon spricht Jesus immer wieder und nennt es: das ‚Reich Gottes‘. Das scheint nun wirklich verborgen - ein Begriff, der im Alltag nicht vorkommt, quer steht zu allem, was uns von morgens bis abends beschäftigt. ‚Reich Gottes‘ – das ist ein Sehnsuchtswort für das Unvorstellbare: dass das Leben für die ganze Schöpfung stimmt, Frieden wahr wird und Gerechtigkeit, kein Mensch verdammt und verloren ist, Hass und Gier nicht mehr sein müssen. Wer traut sich denn, davon zu reden in diesen Zeiten? Warum traute sich Jesus davon zu reden zu seinen Zeiten, wo Armut und Grausamkeit nicht weniger herrschten als heute?
Warum sagte er, dass das Reich Gottes nah sein kann mitten in all dem Unheil? Vielleicht ist es ja so ähnlich wie mit dem Schlüssel, den ich mit aller Kraft suche und herbeisehne. Der ist mir ja auch nah, wenn ich alles dafür tue, ihn zu finden. Dann habe ich nichts anderes im Sinn. Das ‚Reich Gottes‘ suchen – das könnte dann bedeuten, dass sich meine Lebensenergie nicht in Ängsten und Ärger verbraucht, sondern eine Richtung hat. Dass meine Sehnsucht nicht erstickt, sondern stark wird, wach für das Fehlende, das Leben, das stimmt im Miteinander. Gottes Reich im Ernst suchen – es würde bedeuten, dass ich nach Gottes Spuren frage auch in den kleinsten Begebenheiten. Dass ich seine Verheißungen immer vor Augen habe und mich nicht abfinde, dass die Welt so ist, wie sie ist. Immer hätte ich mehr vor, als bloß meine Pflicht zu tun und auf meine Kosten zu kommen.
Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz, sagt Jesus.
Es gilt das gesprochene Wort.