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„Wer zugrunde gehen soll, wird vorher stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall“, warnt die Bibel im auch sonst für Lebensweisheiten sehr ergiebigen Buch der Sprüche (Sprüche 16,18). Hochmut ist eine der sieben sogenannten „Todsünden“ aus der mittelalterlichen Lehre der Kirche.
„Vater, vergib den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott.“ So bete ich zusammen mit Besucherinnen und Touristen an jedem Freitag in der Turmruine der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Nagelkreuz. Mit dieser Bitte endet die Versöhnungslitanei, die wie das Nagelkreuz aus Coventry stammt. Diese Stadt in Mittelengland ist 1940 durch deutsche Bombenangriffe zerstört worden. Von dort ging unmittelbar danach ein Ruf zur Versöhnung aus, der bis heute viele Menschen in der ganzen Welt bewegt.
Mit dem Hochmut endet die Litanei. Und mit dem Hochmut beginnt alles, was in den anderen sieben Bitten als menschliche Sünde bezeichnet wird: Hass, Habgier, Maßlosigkeit, Gleichgültigkeit, Neid und Missbrauch. Hochmut ist ein antisoziales Verhalten, eine Überheblichkeit, die mich und mein Wohlergehen zum Maß aller Dinge macht. Mit einer brutalen Mischung aus Hochmut, Habgier, Maßlosigkeit hat Putins Russland heute vor zwei Jahren die Ukraine angegriffen und überzieht sie täglich mit Krieg.
Hochmut zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die eigene Fähigkeit, Kritik wahrzunehmen und anzunehmen, stark eingeschränkt ist. Und in der Beziehung zwischen Menschen und Gott gibt es immer wieder Kritik an menschlichem Verhalten. Die Bibel ist voll davon, von den Propheten des Alten Testaments bis zu Jesus von Nazareth. Wenn man so will, sind auch die Zehn Gebote und die Bergpredigt nichts anders als eine Kritik an Fehlverhalten. Sie sind aber gleichzeitig auch Hinweise darauf, wie die Beziehung zu Gott und das Miteinander mit anderen Menschen gelingen.
In diese Beziehung und in dieses Miteinander kommt man, wenn man nicht länger rein auf sich bezogen, allein im Vertrauen auf sich selbst leben will. Im Unterschied zum Hochmütigen erkennt „der Demütige (…) aus freien Stücken, dass es etwas für ihn Unerreichbares, Höheres gibt“. (Wikipedia) Demut ist das Gegenwort zu Hochmut. Es hat leider auch keinen besonders guten Ruf und wurde oft mit Unterwürfigkeit verwechselt. Aber Demut „bedeutet nicht, weniger von sich selbst zu denken, sondern weniger an sich selbst zu denken“. (C.S. Lewis).
Es gilt das gesprochene Wort.