vertieft

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Pixabay/ Dimitris Vetsikas

vertieft
von Kathrin Oxen
01.12.2022 - 06:20
01.08.2022
Kathrin Oxen
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Gott ist nicht nur in der Höhe zu finden. Sondern auch in der Tiefe, 300 Meter unter der Erde. In den Stollen eines polnischen Salzbergwerks, Wieliczka in der Nähe von Krakau, haben die Bergleute unterirdische Kapellen in die Wände aus Salz und Stein gehauen. Die engen Stollen weiten sich zu hohen Räumen, erfüllt vom Licht der Kronleuchter. Generationen haben daran gearbeitet und mitten in der mühseligen Arbeit des Salzabbaus Orte der Andacht und Gegenwart Gottes geschaffen. Und die Internetseite ermöglicht mir sogar einen virtuellen Spaziergang durch das Bergwerk.

Wie kommt man darauf? frage ich mich. Wer den ganzen Tag schon unter Tage ist, muss am Feierabend freiwillig noch länger Zeit tief unten verbracht haben. Und wird in diesen wunderbaren unterirdischen Kapellen überhaupt jemals Gottesdienst gefeiert? Ich glaube, das ist nicht so wichtig. Ich glaube, wichtig ist, dass die Bergleute ihrem mühseligen und wahrscheinlich recht kurzen Leben in der Dunkelheit etwas entgegengesetzt haben. Auch in den Tiefen sind wir nicht von Gott verlassen, diese Botschaft hämmerten und schlugen sie in die Wände aus Salz und Stein.

An diesem Vertrauen muss man arbeiten, wahrscheinlich ein Leben lang und auch noch nach Feierabend. „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ Diese Worte schreibt der Apostel Paulus im Brief an die Gemeinde im Rom. Sie werden einem gerne mal entgegen gehalten, wenn es um Vertrauen zu Gott geht. Was einem dabei aber bewusst sein muss: Als Paulus das schreibt, liegt das Leben im Glauben nicht erst voller Verheißungen vor ihm, sondern schon mit vielen Erfahrungen hinter ihm, inklusive Trübsal und Angst und Verfolgung.

Du kommst da nicht so ohne weiteres heraus. Es hilft, ehrlich zu sein, ob nun in einer persönlichen Krise oder auch in der Situation, die uns jetzt gerade alle umgibt als Krise umgibt. Ich glaube, das ist die richtige Weise, mit Tiefen umzugehen. Nach Feierabend, nach dem ewigen Herumgrübeln, warum das alles so gekommen ist oder so kommen musste, da nimm dir eine Spitzhacke oder was du sonst gerade zur Hand hast. Schlag ein auf die Wände aus Salz und Stein um dich herum. Und schaffe dir einen Raum für Gott. Und für dein Vertrauen.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

01.08.2022
Kathrin Oxen