Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage!
Sendung zum Nachlesen
In jedem Post ein anderes Outfit: An einem Tag trägt er die Gewänder eines Mönchs in Dunkelblau oder Schwarz. Am nächsten Tag glitzernde High Heels, Makeup, Kostüme, Frauenkleider.
Ich folge Kodo Nishimura auf Insta und Facebook. Kodo ist buddhistischer Mönch in Japan, er kommt aus einer Familientradition von Mönchen und Priestern. Und gleichzeitig ist Kodo LGBT-Aktivist und Make-up-Künstler. Er versteht sich selbst als nicht-weiblich und nicht-männlich, und er fühlt sich zu Männern hingezogen.
Kodo wirkt auf mich ziemlich entspannt – obwohl er sehr verschiedene Welten verbindet. Er hat ein Buch über sein Leben geschrieben, das zugleich ein spiritueller Ratgeber ist. Es heißt „Der Mönch in High Heels. Du darfst sein, der du bist“.
Darin erzählt Kodo seinen persönlichen Weg von klein auf. Wie schwer er es manchmal hatte, als nicht heterosexueller Jugendlicher seinen Weg und seinen Platz im Leben zu finden.
Sich selbst annehmen ist eine harte Aufgabe, für Jugendliche und Erwachsene. Vor allem, wenn man von Eltern, Lehrer:innen, Freund:innen und der Gesellschaft Giftsätze mitbekommt, die lauten: „Du bist anders, als du sein solltest“. Oder: „Du bist anders, wir sind normal, und du musst dich anpassen“. Oder: „Normal ist nur, wenn ein Mann sich als Mann fühlt und eine Frau liebt, die sich als Frau fühlt, alles andere sind Abweichungen, krank, Sünde, wie auch immer…“
Mit solchen Stimmen um uns und in uns wachsen wir auf. Und ihr Grundmuster heißt Homophobie oder Transphobie. Die Furcht vor Menschen, die nicht einem heterosexuellen Mainstream entsprechen. Und diese Furcht, oft gepaart mit Aggression, ist leider bis heute sehr verbreitet. Ich entdecke sie in unserem Land, und in vielen Ländern, ich entdecke sie in den Kirchen und leider auch manchmal in mir selbst.
Heute am 17. Mai ist der Internationale Tag gegen Homophobie und Transphobie. Der Tag ist wichtig, denn die Zahl der Gewalttaten gegen LGBT-Menschen steigt.
„Du darfst sein, wer du bist“, sagt der Priester Kodo. Und erinnert mich damit an eins der wichtigsten Gebote von Jesus, der sagt: Liebe dich selbst wie deinen Nächsten. Die Selbstliebe ist manchmal schwerer als die Liebe zu Gott und zu Nächsten. Kodo und andere LGBT-Menschen wissen das besonders gut.
Die erste schwul-lesbische Jugendgruppe, die Kodo besucht hat, hat sich in einer christlichen Kirche getroffen. Ich freue mich, als ich das lese. Ja, Kirchen haben viel zur Homophobie beigetragen. Sie haben aber manchmal auch Räume geöffnet für die Botschaft: Du darfst sein, der du bist. Du darfst sein, die du bist. Diese Botschaft verbindet, Menschen und Religionen.
Es gilt das gesprochene Wort.