Regenbogensohn

Morgenandacht

Gemeinfrei via unsplash/ Jiroe

Regenbogensohn
05.01.2022 - 06:35
31.12.2021
Florian Ihsen
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Die Sendung zum Nachlesen: 

Paul sitzt am Wohnzimmertisch. Er blickt durchs offene Fenster auf den Fernsehturm am Alexanderplatz, und lässt den Vormittag Revue passieren. Noah, sein zweijähriger Sohn, war da. Zuerst haben sie einen Tanz zu Noahs Lieblingslied „O Tannenbaum“ erfunden. Und danach haben sie zu dritt Verstecken gespielt. Paul hat sich gut unter weißen Decken in der Badewanne versteckt. Noah kommt ins Bad und sucht und schnauft dabei ganz schwer. Schließlich muss Paul unter seiner Decke lachen. Noah entdeckt ihn. Das Versteck ist gelüftet. Und Noah ist quietschvergnügt und ruft zu Christian, Pauls Mann: „Mehr Verstecken spielen“.

Noah, Paul und Christian sind eine Familie. Zwei Väter, zu denen auch noch Martina gehört, die Mutter von Noah. Paul, einer der Väter, erzählt davon in einem Buch unter der Überschrift: „Alltag mit meinem Sohn. Von der Normalität, ein Regenbogenpapa zu sein“. Ich lese das und erfahre viel über Regenbogenfamilien und ihren Alltag. Eine Familie mit einer Mutter, einem Sohn und zwei Vätern. Ganz normal, warum nicht?!

An Regenbogenfamilien wird für mich etwas Wichtiges sichtbar. Familie ist, wo Kinder sind. Wie der Regenbogen viele Farben hat, so hat Familie viele Dimensionen. Was verbindet: sind Liebe, Verlässlichkeit und Fürsorge für das Kind.

 Und auch Elternschaft ist vielfarbig wie der Regenbogen. Eine Farbe ist die biologische Elternschaft. Ein Mensch verdankt sich einer Samenzelle, einer Eizelle und einer Gebärmutter, in der das Kind heranwächst.

Eine weitere Farbe ist die rechtliche Elternschaft: Vor Gesetz und Gesellschaft sind Kinder Sohn oder Tochter dieser Menschen mit Rechten und Pflichten. Wobei die rechtliche Definition von Vater und Mutter von Land zu Land verschieden sein kann. Sogar Erwachsene können noch adoptiert werden und im Fall einer schwachen Adoption vier Elternteile haben.

Elternschaft hat eine soziale Farbe: Elterliche Menschen sind die Älteren, die erziehen, begleiten, die Wege ins Leben zeigen: Lehrer, Patinnen, Großeltern, Mentoren.

Und Elternschaft hat auch eine spirituelle Farbe: Geistliche Mütter und Väter werden die, die auf dem Weg zu einer eigenen Spiritualität helfen, die Pfarrerin, der Pate, eine geistliche Begleiterin oder einfach ein guter Gesprächspartner.

Von Jesus heißt es im christlichen Glaubensbekenntnis: Er ist Sohn. Sohn von Gott, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria. Ein bisschen klingt das so, als ob es hier um Biologie geht. Ich glaube das Gegenteil ist das Fall: Wessen Sohn Jesus ist, bleibt offen.

Wer Jesus ist, kann man nicht biologisch erklären, egal, ob Josef und Maria die leiblichen Eltern sind oder nicht. Rechtlich ist Jesus der Sohn des Josef von Nazareth und seiner Frau. Religiös ist Jesus ein Sohn des Judentums. Die Jüdin Maria und ihr Mann haben Jesus wohl als erste mit dem Gott Israels in Verbindung gebracht. Und später ist es Johannes der Täufer, der Jesus in seinen Kreis der Jüngerinnen und Jünger aufnimmt. Und bei der Taufe im Jordan hat Jesus eine Art Berufungserlebnis: Er hört die Stimme Gottes, die ihm sagt: Du bist mein geliebter Sohn. Gott wird für Jesus in einzigartiger Weise sein spiritueller Vater.

„Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“ – dieser Satzteil des Glaubensbekenntnisses erinnert mich: Jesus ist Sohn, Sohn Gottes und Menschensohn, geprägt von vielen Menschen und Gott. Eltern-Sein und Kind-Sein hat viele Farben und Dimensionen, das wird mir gerade an Regenbogenfamilien bewusst. Man kann nicht die eine gegen die andere Dimension, die biologische gegen die soziale oder spirituelle Elternschaft ausspielen.

Gott wirkt in jeder Dimension, Gott leuchtet in jeder Farbe des Regenbogens.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

(Literatur: Sören Kittel u.a. (Hrsg), Das Regenbogenväterbuch, 2020)

 

31.12.2021
Florian Ihsen