Was schenke ich zu Weihnachten?

Morgenandacht
Was schenke ich zu Weihnachten?
10.12.2019 - 06:35
18.07.2019
Florian Ihsen
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Was wünschst Du Dir zu Weihnachten? Wieder diese Frage. Mein Patenkind ist acht Jahre alt, wir sehen uns nur ein paarmal im Jahr. Das Kind überlegt kurz und sagt: Ach, eigentlich nichts, ich hab ja alles.

Ein Kind, das alles hat und nichts will? Hmmm…

Wenn ich ehrlich bin: Mir geht es ja ganz ähnlich. An Dingen, die man so ansammelt und geschenkt bekommt, habe ich mehr als genug. Was ich sonst noch brauche, kann ich mir kaufen. Und ich brauche viel weniger, als ich habe. Von immer mehr Erwachsenen höre ich: „Wir schenken uns nichts zu Weihnachten“.

Das mit dem Schenken ist wirklich nicht einfach. Schenken ist wie eine schwierige Fremdsprache. Jedes Geschenk – ein Buch, eine Flasche Wein, eine Playstation, ein Einkaufsgutschein – all das beginnt beim Beschenkten zu sprechen, ob ich will oder nicht. Manchmal ganz unbewusst. Schenken ist eine Sprache ohne Worte, eine Sprache in Symbolen. Symbole müssen interpretiert werden. Und leicht wird dabei etwas missverstanden.

Was will ich als Schenker mit diesem Geschenk sagen? „Ich hab dich lieb!“ Oder: „Ich habe mir lang Gedanken gemacht, was Dir Freude macht“. Oder: „Ich will dir ganz persönlich nahe sein, Du bist mir wichtig“ Oder: „Ich muss meine Schenkpflicht erfüllen. Du schenkst mir was, also schenk ich dir was…“

Und was kommt davon beim Beschenkten an? „Oh, er hat sich Gedanken gemacht“ Oder: „Wie unpersönlich“ oder: „Was soll ich damit? Weiß er denn nicht, dass ich das gar nicht mag?“.

Schenken und Beschenktwerden – das ist eine schwierige Sprache. Bewusstes und Unbewusstes, Gesagtes und Ungesagtes mischen sich in ihr. Die Sprache des Schenkens ist vieldeutig und lässt sich nicht einfach so übersetzen und verstehen.

Sich deshalb nichts zu schenken, erscheint da als praktischer Ausweg. Man hat ja alles oder wenigstens fast alles. Und meine wirklichen Wünsche sind ja sowieso unerfüllbar…

Ich möchte das Schenken nicht aufgeben. Lieber als irgendwelche Sachen möchte ich etwas anderes verschenken. Worte. Gesprochene oder geschriebene Worte. Worte, die den Beschenkten direkt sagen, was die Päckchen und Pakete nur indirekt ausdrücken können: Was bedeutest du mir? Was tut mir gut mit Dir? Das hat mich im letzten Jahr bewegt. Das will ich dir sagen zu Weihnachten. Oder schreiben.

Schenken braucht Mut. Und am meisten Mut brauche ich für solche persönlichen Worte.

Das Wort wird Fleisch, heißt es in der Bibel. Für das weihnachtliche Schenken, finde ich, sollte das Umgekehrte gelten: Das Fleisch wird Wort. Das könnte mein Echo sein auf die Menschwerdung Gottes sein. Ein Wort, an die Menschen, die mir lieb und wichtig sind. Das schafft Beziehung. Für mich ist ein ganz persönliches Wort das größte Geschenk. Damit öffne ich mich dem anderen, mache mich erkennbar und verletzlich. Hinter der Schachtel Pralinen oder der Weinflasche oder der Playstation kann ich mich bestens verstecken. Mit Worten zeige ich mich, da verschenke ich am meisten von mir selbst.

Auf meiner To-do-Liste sind noch einige Weihnachtsgeschenke offen. Wenn ich diese Woche einkaufen gehe, entlastet mich das. Ich weiß: das größte Geschenk liegt nicht im Regal. Es liegt in meinem Herzen, es liegt mir auf der Zunge und – in meinem Stift.

Von meinen Patenkindern bekomme ich jedes Jahr einen Brief zu Weihnachten. Einen Jahresrückblick. So ist es uns gegangen, das haben wir miteinander erlebt. Das haben wir gemacht und gelernt. Da waren wir im Urlaub miteinander. Mir sagt das: Auch wenn wir uns nicht so oft sehen, möchten wir dich teilhaben lassen an unserem Leben.

Ein tolles Geschenk! Das Wort wird Fleisch, ein lebendiger Mensch, Jesus. Mit Worten verschenke ich zu Weihnachten auch etwas Lebendiges, von meinem Leben, von mir.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

18.07.2019
Florian Ihsen