Liebe als Musik

Wort zum Tage
Liebe als Musik
14.02.2020 - 06:20
03.01.2020
Florian Ihsen
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Ich mag den Valentinstag. Er hat für mich etwas herrlich Leichtes und Offenes. Heute geht es einfach mal um die Liebe als Gefühl: Für die Lebensmenschen. Für Menschen, die für mich liebenswert sind. Doch wie fasst man in Worte, was einen mit der anderen verbindet? Ich liebe dich. Ich mag dich… Große, intime Worte, die leicht pathetisch klingen, und die einem auch nicht immer so leicht über die Lippen gehen… Deshalb lassen viele lieber Rosen und Pralinen sprechen.

Man kann nicht so leicht über Liebe sprechen. Denn Liebe ist nicht alltäglich. Auch wenn mein Liebster zu meinem Alltag gehört, die Zeitung in der Küche verteilt und mich für meine Bartstoppeln und Zahnpastareste im Waschbecken tadelt, alles ganz alltäglich – trotzdem ist die Liebe nicht von dieser Welt. Sie ist Geheimnis, ja, ein Mysterium. Wie Gott. Alltägliches Reden vom Mysterium wird schnell banal. Das ist beim Reden von Liebe nicht anders als beim Reden von Gott. Deshalb braucht die Liebe eine besondere Sprache, die ihr angemessen ist. Am besten: Musik und Lied.

Auch die Bibel ist voll von Liebesliedern, von gesungener und singbarer Poesie. Schir haschirim, Das „Lied der Lieder“, so heißt eine Sammlung von wunderbaren Gesängen, von Salomo und Sulamith, vom Suchen und Finden, Vom Sehnen und sich Einfach-schön-finden und aneinander freuen. Lieder voll Erotik, Zärtlichkeit, Liebe.

Die Bibel erzählt auch, wie eine Liebe unerfüllt bleibt und tragisch endet. Da sind die beiden Männer Jonathan und David, ein besonderes Paar im Alten Testament. Was die beiden verbunden hat – es lässt sich nicht wirklich fassen mit Begriffen wie Freundschaft oder Partnerschaft. Egal, wie man es nennt. Es ist Liebe.

Als Jonathan tragisch stirbt, ist David todtraurig. Er singt ein Lied, denn nur Musik und Lied finden offenbar eine angemessene Sprache für diese besondere Liebe und für ihren Verlust:

„Es ist mir Leid um dich, mein Bruder Jonathan, ich habe große Freude und Wonne an dir gehabt; deine Liebe ist mir wundersamer gewesen als Frauenliebe war.“

Eine Liebe, die mich in ihrer Tiefe und Schönheit berührt. Und ein Liebesliedvers, der sagt: Liebe ist „wundersam“, ist zum Staunen. Und deshalb braucht sie Musik.

Der Valentinstag heute lässt mich an all die Menschen denken, die mir lieb sind. Freunde, Kolleginnen, der Lebensmensch. Und: an die Musik, die ich mit ihnen verbinde.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

03.01.2020
Florian Ihsen