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Sendung zum Nachlesen
Mit leichtem Gepäck verreisen und aus der Bibel nur das wichtigste in den Urlaub mitnehmen, zum Beispiel die Bergpredigt. Eine andere Art zu leben üben - das gelingt mir unter Urlaubsbedingungen leichter. „Lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut“, sagt Jesus in der Bergpredigt über das Almosengeben. Almosengeben trifft es für mich nicht ganz. Ich nenne es lieber großzügig und freigiebig sein.
Die Almosen, die Jesus meint, sind Spenden an Bedürftige. Wenn man Jesus fragt, dann soll man sie auf keinen Fall unter öffentlicher Namensnennung geben oder so dass man einen Imagegewinn davon hat. Darunter fällt alles, was man „Charity“ nennt. „Tu Gutes und rede davon!“ ist kein Satz von Jesus. Er sagt: „Lass deine Almosen verborgen bleiben; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“
Jesus hat mit Almosengeben auch nicht Trinkgeldgeben oder das Teilen von Restaurantrechnungen gemeint. Aber daran kann man sehr gut üben, großzügig statt kleinlich zu sein. Dann entfällt auch die ängstliche Suche nach Hinweisen, wie viel Trinkgeld im Urlaubsland üblich oder angemessen ist. Kann man denn zu viel Trinkgeld geben? Prozentrechnung konnte ich noch nie besonders gut. Ich weiß aber: Es bringt mich sicher nicht an den Rand des Ruins, wenn ich großzügig zu den Menschen bin, die mich bedient haben. Und die sicher weniger Einkommen haben als ich. Es ist so befreiend, nicht immer nachzurechnen.
Auch das mühsame und immer ein bisschen unerfreuliche Auseinanderrechnen von schönen Abenden im Restaurant entfällt, wenn man es so macht, wie Jesus es empfiehlt. Wer es sich leisten kann, Urlaub zu machen, kann sich auch Großzügigkeit leisten. Ich finde es wunderbar, wenn nach einem schönen gemeinsamen Essen einer aus der Runde unauffällig schon die Rechnung begleicht. Statt die Portemonnaies herauszusuchen und im Kerzenschimmer auf Restaurantrechnungen schriftliche Addition ohne Stift zu üben, stehen wir einfach auf, beschenkt und dankbar und umarmen uns zum Abschied
Im Urlaub kann man ohne Not üben, großzügig zu sein. Und etwas davon in den Alltag mitnehmen. Besonders dann, wenn es um wirkliche Not geht.
Es gilt das gesprochene Wort.