Wort zum Tage
Wünsche
21.12.2015 05:23

Wünsche und Weihnachten, das gehört zusammen. Was wünschst Du Dir? frage ich, was wünschst Du Dir?, werde ich gefragt und meistens gibt es eine Antwort auf diese Frage. Wir sind ja nicht ganz unvorbereitet, wir haben ja Erfahrung mit Weihnachten und auch Erfahrung mit Wünschen. Besser man hat etwas in petto, einen Wunschzettel von den Kindern eingefordert oder gleich dem Liebsten (einen) zugesteckt, damit er sich nicht wieder so vertut wie im letzten Jahr.

Besser man ist vorbereitet, weil einen die Frage sonst ja überraschend treffen könnte und etwas aus dem Gleichgewicht bringen. Ja, was wünsche ich mir eigentlich? Dieses Jahr zu Weihnachten oder überhaupt? Was  davon wird in Erfüllung gehen? Und ehe Du wirklich eine Antwort finden kannst, bekommst Du schon ein Päckchen in die Hand gedrückt oder noch schlimmer, einen Gutschein. Erfüll Dir Deine Wünsche doch einfach selbst! Wenn das so einfach wäre…

In der Stadtkirche in Wittenberg, gleich neben dem weltberühmten Reformationsaltar, hängt ein Bild von zwei Menschen. Die haben sich ihr Leben lang etwas gewünscht und es nicht bekommen. Es sind der Wittenberger Ratsherr Caspar Niemegk und seine Frau Anna. Sie haben von Lucas Cranach dem Jüngeren ein Bild malen lassen, das nach ihrem Tod an sie erinnern sollte. Wie es üblich war, hat der Maler die beiden in eine biblische Geschichte hinein gemalt. Es ist die Weihnachtsgeschichte.

Ich sehe die beiden jetzt auf diesem Bild. Ernst knien sie neben der Krippe und passen in ihrer vornehmen Kleidung nicht recht in den Stall, zu dem nackten Kind auf dem Stroh und den Tieren hinten in der Ecke. Es sieht aus, als hätte das Jesuskind unvermutet noch ein reiches Großelternpaar dazu bekommen. Caspar und Anna Niemegk haben die Hände andächtig gefaltet vor dem Kind.

Und ich weiß: Die beiden haben in ihrem Leben keine Kinder bekommen. Doch wenigstens auf dem Bild wollten sie einmal dem Wunder ganz nahe sein, das sich in ihrem Leben nicht ereignet hat. Ein neugeborenes Kind ansehen, als wäre es ihr eigenes. So sollen wir uns an sie erinnern. An zwei Menschen, deren Lebenswunsch nicht in Erfüllung gegangen ist. Und die mit diesem Schmerz zu Gott kommen.

Erfüll Dir Deine Wünsche doch einfach selbst! Weihnachten trifft leicht die Stelle, wo unsere Wünsche sitzen. Und auch das Wissen, dass wir uns nicht alles erfüllen können. An der Krippe, im Stall, da, wo Gott ein Mensch geworden ist, ist auch dafür ein Platz.