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Der ökumenische Kirchentag 2010 in München, zehn Jahre vor Corona also. Über tausend Menschen drängen sich in einer Innenstadtkirche zum Gottesdienst. Ökumenisch. Mit Abendmahl. Ich bin der gastgebende Pfarrer der Kirche. Der altkatholische Bischof leitet die Feier. Die evangelische Bischöfin hält eine mitreißende Predigt, viele römisch-katholische Christen sind dabei, auch viele Besucher aus dem Ausland. Wir singen deutsch und englisch und die alten Worte der Liturgie: Kyrie eleison. Ein Jugendchor musiziert. Die bunte Gemeinde aus tausend Menschen singt begeistert mit. Der Boden vibriert. Und die eigene Seele vibriert auch und schwingt mit.
Und schließlich das Abendmahl. Ökumenisch zelebriert. Geistliche verschiedener Kirchen beten an einem Altar und segnen Brot und Wein. So viele wollen das Abendmahl empfangen, wollen dazu gehören, Gemeinschaft und Versöhnung feiern.
Dieser Gottesdienst heißt „Lima-Liturgie“, benannt nach der Stadt in Peru. Denn in Lima ist vor genau 40 Jahren zum ersten Mal ein solcher ökumenischer Abendmahlsgottesdienst gefeiert worden. Und damals ist auch eine theologische Erklärung verabschiedet worden, die „Lima-Erklärung“. Darin geht es um Taufe und Abendmahl und um die Ämter in den verschiedenen Kirchen, lauter Themen, über die Christen gestritten und sich getrennt haben, was bis heute anhält.
Bei allen Unterschieden zwischen den Kirchen sagt diese Erklärung: Wir wollen Einheit, Versöhnung, Frieden.
Ich wünsche mir heute eine neue Lima-Erklärung: Die Christen und ihre Kirchen überall auf der Welt sollen sich zusammentun und erklären: Wir wollen einen gerechten Frieden und das Ende aller Kriege. Gewalt kann man mit dem christlichen Glauben nicht rechtfertigen. Wenn ein Mensch einen anderen tötet, tötet er ein geliebtes Kind Gottes. Wenn Männer gezwungen werden, zur Waffe zu greifen, wenn Frauen und Kinder fliehen müssen, wenn Säuglinge und Hochbetagte in den Bombenkellern ersticken – dann müssen die Kirchen protestieren, mit einer Stimme - und die muss eine laute sein.
Ich habe einen großen Traum: mehr Lima-Liturgie, mit Frauen und Männern mit verschiedenen Hautfarben und Herkünften, mit Russen und Ukrainerinnen, die sich die Hände reichen und sich gegenseitig Frieden wünschen. Und die gemeinsam an einem Altar stehen, nach rechts und links blicken und sehen: Menschen, die sich weigern, Feinde zu sein; Menschen, die dasselbe Brot, denselben Wein empfangen und sich so mit dem einen Christus verbinden. An diesem Traum halte ich fest, gegen allen Augenschein.
Es gilt das gesprochene Wort.