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Sendung zum Nachlesen
Ein Seminar in Berlin zum Thema „Will ich Kinder?“ Neun Frauen sind da zusammen, es gibt Impulse, Meditationen und Gespräche.
Eine Teilnehmerin ist Daniela, 31 Jahre alt, Journalistin und Single-Frau, mit festem Monatsgehalt und bezahlbarer Altbauwohnung in Berlin. Will ich Kinder? Was Daniela von diesem Seminar erzählt, berührt mich. Ich bin selbst gerade Vater geworden, mit über 40, und bin sehr glücklich darüber. Ich weiß aus eigener Erfahrung: Man muss sich in seinem Leben mit der Frage „Will ich Kinder?“ auseinandersetzen. Immer mal wieder. Und es kann sein, dass man in unterschiedlichen Lebensphasen verschiedene Antworten darauf findet.
Will ich Kinder? Das ist die Mutter aller Fragen. Auch Männer in jeder Lebensform sollen sie sich stellen und darüber nachdenken.
Stell dir vor: Wie könnte dein Leben in 5 Jahren ohne Kind aussehen? Und Wie könnte dein Leben in 5 Jahren mit Kind aussehen. So lauten zwei Impulse aus Danielas Seminar. Welche Antwort hätte mein früheres Ich gegeben? Ich gebe zu, ich hätte mir vor fünf Jahren mein jetziges Leben so noch nicht vorstellen können.
„Seit Menschen sich die Kinderfrage stellen dürfen, gehört sie zu den schwierigsten und aufdringlichsten Fragen eines Lebens“, sagt Daniela. Mir fällt das Wort dürfen auf. Seit Menschen sich die Kinderfrage stellen dürfen. Lange war es selbstverständlich heterosexuellen Ehepaaren vorbehalten, Eltern zu werden. Unehelich geborene Kinder wurden geächtet und ihre Mütter und Väter in ihren Elternrechten benachteiligt, zum Teil wirkt das bis heute nach. Heiraten und Kinderkriegen war unlösbar miteinander verkoppelt. Die Gesellschaft und auch die Kirchen haben das lange als Norm vorgegeben. Bis heute sind in unserem Land unverheiratete Männer und Frauen beim Kinderwunsch benachteiligt, ebenso Lesben und Schwule.
„Will ich Kinder?“ Die Mutter aller Fragen gehört in jede Biographie. Und jeder Mann und jede Frau soll ehrlich und offen darüber nachdenken.
In der Bibel lese ich: Kinder sind eine Gabe Gottes. (Psalm 127,3) Jedes Kind ist für Gott von Herzen willkommen in diesem Leben, egal unter welchen Umständen und mit welchen Eltern es geboren wird. Der Wert und die Würde eines Menschen hängen nicht davon ab, wer die Eltern sind. Und: Der Wert und die Würde eines Menschen hängen nicht davon ab, ob jemand eigene Kinder hat oder nicht. Und über die Frage „Will ich Kinder?“ nachdenken, heißt, sich fragen: Auf welche Weise willst du Leben weitergeben? Und Was könnte Gott mit deinem Leben noch vorhaben?
Es gilt das gesprochene Wort.
Vgl. Süddeutsche Zeitung, Magazin, Nummer 51, 23. Dezember 2022, 10ff.